Heilsame Transformation

In einem abgelegenen kleinen Ort lebten die Menschen friedlich nebeneinander, in ihren hübschen Häusern, mit den Gärten daran, aus denen sie sich ernährten. Der Wuchs der Kräuter, Gemüse und Früchte war zwar spärlich, aber wenn man alles schön für sich behielt und niemandem etwas davon abgab, dann ging es schon. Gäste waren natürlich nicht willkommen, aber die blieben eh fern, denn die Einwohner des Ortes handhabten es seit jeher so, dass sie all ihren Abfall, die Essensreste und den Kot auf die Straße vor dem Haus warfen. Zwar stank ihnen die Sache selbst oft ganz schön an, aber sie machten sich keine großen Gedanken darüber. Hauptsache, ihr Grundstück war frei von Müll. Ja, ab uns zu flammte in dem einen oder anderen schon mal die Frage auf, warum sie so oft krank sind, warum nie Besuch kommt und warum die Pflanzen in ihren Gärten nicht üppiger wachsen, aber keiner machte sich die Mühe der Frage weiter nachzugehen. Eines Nachts träumte einem, er sähe einen Engel, der sprach: „Wenn du für deinen Abfall einen Platz in deinem Garten nutzt, dann kann er zu reichhaltiger Erde kompostieren, mit der du dann die Beete düngen kannst.“ Der Mann folgte diesem Rat, und schon im nächsten Jahr brachte sein Garten so viel Ertrag, dass er sogar hätte etwas davon hergeben können. Die Nachbarn fragten, wie das zuginge und taten es ihm gleich. Bald hatte jeder seinen eigenen Komposthaufen, mit dem er seinen Abfall in lebenspendende Energie umwandeln konnte. Plötzlich nahmen sie wahr, wie angenehm frisch die Luft duften kann; sie merkten, dass ihre Kinder kaum noch krank wurden und sie wunderten sich erfreut darüber, dass sie auf einmal Besuch bekamen, den sie aus ihren Gärten reich bewirten konnten. Viele der Gäste hatten selbst keinen Garten und wussten zuhause oftmals nicht, wohin mit ihren Essensresten. So bürgerte es sich ein, dass sie ihre Kompostabfälle zu den Gartenleuten brachten und dafür energiereiche Nahrung erhielten.
Bettina Bauch