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... Aber stimmt es denn, dass Leistung das Entscheidende im Leben ist? Die Australierin Bronnie Ware hat viele Jahre lang Sterbende begleitet und dabei auch mitbekommen, was diese im Rückblick auf ihr Leben am meisten bedauerten. Dabei tauchten immer wieder folgende fünf Punkte auf: 

1. nicht den Mut gehabt zu haben, die Erwartungen anderer zu enttäuschen, um sich selbst treu bleiben zu können 
2. zu viel gearbeitet zu haben 
3. seine Gefühle nicht ausgedrückt zu haben 
4. Freundschaften nicht genügend gepflegt zu haben 
5. der Freude im Leben nicht genügend Raum gegeben zu haben

"Funktioniert: Ja! - Geöffnet-sein: nein!", würde ich die fünf Punkte zusammenfassen. Da die Meditation ja gerade die eigene Person und was sie bewegt in einen offenen Horizont stellt, ist sie ein geeignetes Mittel, das Funktionieren zu unterbrechen und einen Raum für die eigene Person und ihre Gefühle, Wünsche und Beziehungen zu eröffnen, wenn dabei die Hinweise Taulers beherzigt werden:
 
- sich sinken lassen "in einer sich selbst verleugnenden Weise", d.h., ich lasse Unangenehmes da sein und höre auf, eine - nach meinen Vorstellungen - bessere Meditation zu  erstreben. Egal wie die Meditation ist, es ist nichts falsch daran. Die Meditation ist, wie sie ist, und ich übe, meine Bewertungen zu lassen. 
- "Halte dich von allem entblößt": Was die Sehnsucht, die über alles hinaus geht, erfüllt, ist kein Objekt, kein Gefühl oder Empfinden, keine Erleuchtung, kein Wissen, keine Erfahrung... 
- Da wir dauernd etwas suchen, etwas erkennen, etwas wollen, muss dies "in einer entsinkenden Weise" geschehen: Wir lassen unsere Anstrengung sinken, wenn wir ihrer bewusst werden. 
- "Später wirst du Freude empfinden." Es braucht also Geduld. Dazu verhelfen die segensreichen Auswirkungen des Meditierens im Alltag.